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05.02.2025

Von der Konfigurationseinheit zur Verkaufseinheit

In meinen vorherigen Beiträgen bin ich auf den Nutzen des Konfigurationsmanagements bei produzierenden Unternehmen im Übergang von ETO zu CTO (+) sowie bei Betreibern von Maschinen und Anlagen und allgemein auf die Konfigurationseinheit eingegangen. Die Fokus lag dabei vor allem Auf Produktion und Instandhaltung, doch kann man die Konfigurationseinheit auch weiter – im Sinne einer ganzheitlichen Nutzung von Informationen – im Vertrieb nutzen?

Was ist eine Konfigurationseinheit? Ein kurzer Überblick:

Die Konfigurationseinheit (auch Konfigurationselement oder Artefakt genannt) ist die zentrale Entität im Konfigurationsmanagement. Sie bildet den Verknüpfungspunkt einer Anzahl an zueinander in Beziehung stehenden Arbeitsergebnissen. Sie ist auch der Aufsetzpunkt für den Produktentstehungs- und Produktpflegeprozess relevanter Prozesse. Sie unterliegt einem integrierten Änderungs- und Baselinemanagement.

Abbildung 1: Konfigurationseinheit nach Nils Hülsmann, IT-Projektleiter thyssenkrupp Marine Systems

Wie kommen wir von der Konfigurationseinheit zu Verkaufseinheiten?

Aus einer Konfigurationseinheit kann eine Verkaufseinheit erstellt werden um das Produkt direkt vertreiben oder als Ersatzteil anbieten zu können. Aus Sicht des Verkaufs gibt es jedoch Anforderungen diese Konfigurationseinheit aufzuteilen, um verschiedene Strategien abbilden zu können. Beispielsweise soll ein Produkt in verschiedenen Märkten unterschiedlich beworben oder mit unterschiedlichen Preisen angeboten werden. Auch unterschiedliche Kunden (beispielsweise bei Märkten mit wenigen Großkunden) oder Kundengruppen (beispielsweise A,B,C Kategorien) können eine solche Abbildung notwendig machen. Die Vervielfältigung von Materialstämmen zur Abbildung dieser Varianz zwischen technischer/konstruktiver Sicht (Konfigurationseinheit) und Verkaufssicht (Verkaufseinheit) ist nicht sinnvoll, da sie den Pflegeaufwand der Stammdaten entsprechend ebenfalls multipliziert und gleichzeitig der direkte Zusammenhang zwischen technischer/konstruktiver Sicht und Verkaufssicht verloren geht. Hinzu kommt, dass unterschiedliche Kosten für das Produkt über den Materialstamm nicht durchgängig abgebildet werden können, da beispielsweise gleitende Durchschnittspreise nicht zielführend sind. Daher ist eine Abstraktionsebene, logisch überliegend über dem Material, notwendig. Die Verkaufseinheit ist diese Abstraktionsebene und bündelt Materialstamm- , Metadaten- und Kosteninformationen.

Abbildung 2: Aufteilung der Konfigurationseinheit in Verkaufseinheiten

Durch diese Abstraktionsebene ist es möglich für ein und dieselben Materialstämme mehrere Verkaufseinheiten anzulegen und unterschiedliche Informationen zu dieser zu pflegen. Dabei kann die Konfigurationseinheit als Vorlage für die Verkaufseinheit dienen und die Informationen an der Verkaufseinheit verändert werden. Dabei geht jedoch die Beziehung zwischen Konfigurations- und Verkaufseinheit nicht verloren um hinsichtlich Änderungen (in der Regel im Rahmen von FFF) und bei Auswirkungsanalysen weiterhin die ganzheitliche Nutzung zu ermöglichen. Da die Verkaufseinheit konzeptionell einer Konfigurationseinheit gleicht, können darauf auch die gleichen Funktionen (Baselines, Produktabbildungslevel, etc..), Prozesse (Änderungsprozesse, Freigabeprozesse, etc..) und Verknüpfungsmöglichkeiten (zur SD Order, zur Bestellung, zur Änderungsnummer, etc…) zur Verfügung stehen.

Abbildung 3: SAP Product and Process Governance Node

Die Vorteile einer Abstraktionsebene Verkaufseinheit in Verbindung mit einer vorgelagerten Konfigurationseinheit liegen daher klar auf der Hand:

  1. Durchgängige Prozesstransparenz
  2. Durchgängige Änderungsprozesse
  3. Durchgängige Auswirkungsanalysen
  4. Flexible Abbildung von Verkaufsstrategien
  5. Gebündelte Abbildung aller relevanten Informationen in einer zentralen Informationsquelle (Single Source of Truth)
  6. Individuelles Prozess- und Funktionsset für die Verkaufseinheit

Maximilian Böttge – Profit Center Leiter PLM bei BDF EXPERTS

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