DE / EN
THE DIGITAL EXPERTS

06.09.2022

Umfassendes Konfigurationsmanagement

bei thyssenkrupp Marine Systems
   

Kunde

thyssenkrupp Marine Systems GmbH
Branche

Marineschiffbau und Elektronik

Produkte und Services

Systemanbieter für U-Boote und Marineschiffe

Standort

Bremen, Emden, Flintbek, Hamburg, Kiel, Wedel, Wismar

Größe

6000 Mitarbeiter

Webseite

www.thyssenkrupp-marinesystems.com

Das Projekt in kürze:

Herausforderung:

 

Die Einführung eines Konfigurationsmanagement mit der Interaktion verschiedener Systeme  

Aufgabe und Zielsetzung:

Einführung des Konfigurationsmanagement mittels SAP PPG
Eingesetzte BDF-Produkte und benutzte SAP Module:

SAP iPPE, SAP PPG

Kundennutzen:

Vollständige Konfigurationsstruktur zum Produkt im SAP System

 

 

thyssenkrupp Marine Systems GmbH ist der führende europäische Systemanbieter für U-Boote und Marineschiffe. Als Technologie- und Serviceführer der europäischen Marineindustrie treibt thyssenkrupp Marine Systems das Ziel „digitale Werft“ konsequent voran. Um in den technologisch anspruchsvollen und langlaufenden Projekten die Komplexität der Produktentwicklung zu beherrschen, wird ein umfassendes Konfigurationsmanagement angestrebt.

Konfigurationsmanagement im gesamten Produktlebenszyklus

Laut Definition ist das „Konfigurationsmanagement ein Managementprozess zur Herstellung und Einhaltung einer Übereinstimmung der Produktleistungen sowie er funktionalen und physikalischen Eigenschaften des Produkts während des gesamten Produktlebenszyklus“ (frei übersetzt nach ANSI/EIA-649-A).

Dabei sind die Ziele des Konfigurationsmanagements:

  1. Die Integrität des Produktes zu gewährleisten
  2. Frühere Konfigurationen jederzeit zu reproduzieren
  3. Inhalt und Unterschiede von verschiedenen Konfigurationen jederzeit einsehbar zu machen
  4. Nachvollziehbare und verfolgbare Änderungen
  5. Die Einhaltung geplanter Kosten und des geplanten Rahmens

Die in der Systemlandschaft verteilten Informationen (SAP ECC, Autorensysteme, Anforderungssysteme) sollen zur Erfüllung der Ziele über eine Middleware im SAP- System in einer Konfigurationsstruktur vereint werden. 

SAP Product and Process Governance by BDF – Der Kern der Konfigurationsstruktur

Zur Abbildung des Konfigurationsmanagements wird SAP Product and Process Governance by BDF (SAP PPG) und dessen Konfigurationsstrukturen verwendet. Der PPG Knoten mit seinen PPG Varianten bildet dabei den Nukleus der Konfigurationsstruktur und bietet die Möglichkeit, verschiedene SAP- Objekte, Informationen und Prozesse auf sich zu vereinen.

Der PPG Knoten als Nukleus
Abbildung 1: der PPG Knoten als Nukleus

 

Aktive Planung von Prozessen oder Objekten

 

Planung von Objekten Planung von Prozessen
  • Materialien
  • Dokumente
  • Stückliste
  • Einkaufsorganisation
  • PP - Integration
  • SD - Integration
  • Subsysteme

 

Der PPG Knoten kann je nach Customizing für verschiedene Aufgaben innerhalb einer Struktur verwendet werden, indem ihm verschiedene Tabreiter (Sichten), Verknüpfungen und Funktionen zugeordnet werden.  

Der PPG Knoten wird im Kontext des Konfigurationsmanagements auch als Konfigurationseinheit („KE“) genutzt. Dabei bildet der PPG Knoten mit einem über eine PPG Variante zugeordneten Materialstamm (1-n) sowie zugeordneten Dokumenteninfosätzen und Metadaten eine Konfigurationseinheit. Je nach allgemeinen und positionsbezogenen Status kann diese Konfigurationseinheit in einer Struktur verwendet oder auch wiederhergestellt werden. Neben der projektneutralen Konfigurationseinheit wird in der Konfigurationsstruktur auch eine projektspezifische Konfigurationseinheit („KE Verwendung“) genutzt, um projektspezifische Informationen abzubilden, z.B. wird anhand der KE Verwendung nur der eine konkret an dieser Stelle genutzte Materialstamm zugeordnet.

Beispielhafte Darstellung der Konfigurationsstruktur eines Bootes
Abbildung 2: Beispielhafte Darstellung der Konfigurationsstruktur eines Bootes

Die Konfigurationseinheit und die Konfigurationseinheit „KE Verwendung“ werden größtenteils durch die Konstruktion definiert. Zur Abbildung der durch den Service erstellten weiteren Detaillierung der einzelnen Materialien wird die Last Replacable Unit (letztes Bauteil, das einzeln getauscht werden kann) verwendet. Diese kann in beliebige Tiefe die Konfigurationseinheit (projektneutral) oder die Konfigurationseinheit Verwendung (projektbezogen) weiter detaillieren. Aus diesen Bausteinen sowie weiteren Gliederungsebenen wird die Konfigurationsstruktur zu einem Produkt aufgebaut. Die Gliederung und verwendeten Materialien kommen dabei über eine Integration zu einer Middleware aus Autoren- und Anforderungssystem direkt in die Konfigurationsstruktur.

Alternativ kann die gesamte Struktur oder Teile davon (bspw. ein Gliederungsast oder die Last Replacable Units) über eine Ladedatei direkt in das System gespielt und dadurch neue Strukturen angelegt werden oder bestehende Strukturen geändert werden. Gerade für die Migration von bestehenden Produkten ist dies ein geeigneter Weg, diese auf den aktuellen Prozessstand zu bringen.

Mittels der Anwendung der PPG Struktur ist nun eine umfangreiche Abbildung von der ersten Anforderung über die Entwicklung, Beschaffung, Produktion bis hin zum Service möglich. Auch die Pflege unserer Bootsstrukturen nach der Auslieferung kann durch die Integration des Service in unsere Tool-Landschaft erleichtert werden.

Nils Hülsmann, IT-Projektleitung Konfigurationsmanagement bei thyssenkrupp Marine Systems GmbH

Auf verschiedenen Ebenen innerhalb der Struktur sind dabei verschiedene Informationen vorhanden und Objekte verknüpft und ergeben so ein Gesamtbild der Konfiguration über die Sicht der Konstruktion hinaus. Die direkte Integration zur Logistik (Einkauf und Produktion) sowie zum internen Qualitätsmanagement und dem Bauzustand (Abbildung von technischen Plätzen und Equipments) vervollständigen dieses Bild.  

Basierend auf dieser Struktur können Baselines (beschreibt u.a. eine Reihe von freigegebenen Dokumenten mit bestimmten Revisionsständen, die eine Konfiguration zu einem bestimmten Zeitpunkt vollständig definieren) zur Abbildung der einzelnen Meilensteine innerhalb des Produktlebenszyklus geplant, deren Umfang definiert, Empfänger definiert und automatisch generiert werden.

Baselineplanung in der Konfigurationsstruktur
Abbildung 3: Baselineplanung in der Konfigurationsstruktur

Die Baseline wird als Abbild der Struktur erstellt und kann mit anderen Baselines oder der Struktur verglichen werden. Dabei werden Unterschiede dargestellt und können im Einzelvergleich nachvollzogen werden.

Abbildung 4: Baselinerstellung und -vergleich
Abbildung 4: Baselinerstellung und -vergleich
Abbildung 4: Baselinerstellung und -vergleich
Abbildung 4: Baselinerstellung und -vergleich

Alle Informationen zur Konfiguration des Produktes an einem zentralen Ort

Mittels der Konfigurationsstruktur wird dem Konfigurationsmanager eine hinreichende Sicht auf den Stand des Produktes ermöglicht. Durch die Integration mit den Autoren- und Anforderungssystemen stehen dabei immer die aktuellen Daten aus der Systemlandschaft an einem Ort zur Verfügung. Somit wurde eine Reduzierung des Informationsbeschaffungsaufwands erreicht. Neben der Abbildung der Sollkonfiguration kann über die Struktur auch der Planungsstand mittels Progress Tracking zeitlich geplant und verfolgt werden (bspw. „As Sold“ Vergleich mit aktuellem Sollstrukturstand). Die Strukturinformation kann auch als Produktstruktur zur Integration in die logistische Abwicklung genutzt werden. Durch die Zusammenführung der Daten können außerdem umfangreiche Baselines des Produktes erstellt und zum internen Entwicklungsfortschritt und zur Kommunikation gegenüber externen Partnern verwendet werden. Aus Sicht des Änderungsmanagements können Abhängigkeiten bei Änderungen einfach erkannt und deren Auswirkungen ermittelt werden. Änderungen können dann auch zu den jeweiligen Objekten weitergeleitet und deren Rückmeldung verarbeitet werden. Abschließend wird durch die Anwendung der mit der Konfigurationsstruktur verknüpften technischen Platz und Equipmentstruktur auch das gefertigte Produkt im serialisierten Bauzustand dargestellt.  

Abbildung 5: Sichtenkonzept PPG
Abbildung 5: Sichtenkonzept PPG