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THE DIGITAL EXPERTS

01.02.2022

Risikoanalyse und Reporting im TRM

Für Treasury-Abteilungen eines Unternehmens ist es wichtiger denn je, mögliche finanzielle Risiken zu erkennen, diese ausschließen zu können und jederzeit einen Überblick über die Liquidität des Unternehmens zu behalten. Besonderer Fokus wird auf die Erfolgsrisiken (Marktrisiko, Kreditrisiko) gelegt.

Abbildung 1: Überblick, über die im Unternehmen zu ermittelnden Risiken.  Quelle: SAP S4F50
Abbildung 1: Überblick, über die im Unternehmen zu ermittelnden Risiken. Quelle: SAP S4F50

 

SAP stellt zur Überwachung des Erfolgsrisikos standardmäßig die Module SAP Market Risk Analyzer (MRA) und SAP Credit Risk Analyzer (CRA) bereit. Der Transaction Manager, in welchem die Finanzgeschäfte verwaltet werden, ermöglicht zusammen mit dem MRA und CRA eine schnelle, zuverlässige Informationsverarbeitung und Berichterstattung. Das Liquiditätsrisiko kann bspw. durch das von BDF eigens entwickelte BDF Liquiditiy Planning Cockpit (LPC) abgedeckt werden.

Abbildung 2: Zusammenspiel zwischen Transaction Manager und den verschiedenen Analyzer  Quelle: SAP S4F50
Abbildung 2: Zusammenspiel zwischen Transaction Manager und den verschiedenen Analyzer Quelle: SAP S4F50

1. Market Risk Analyzer:

Mit Hilfe des SAP MRA werden die Bereiche Barwertanalyse, Value at Risk, Cashflow at Risk, Online-Reporting und das Analyzer-Informationssystem abgedeckt.

Abbildung 3: MRA – Berechnungsmethoden und Reporting  Quelle: SAP S4F50
Abbildung 3: MRA – Berechnungsmethoden und Reporting Quelle: SAP S4F50

 

Barwertanalyse:

Das Konzept der Barwertanalyse sieht vor, jederzeit einen Überblick über den Marktwert der Portfolios und der Finanzgeschäfte zu erhalten und ggf. Informationen für Verbesserungspotenziale bzgl. der Zinsen, Devisenkurse und Wertpapierkurse zu erhalten. Durch eine mögliche Szenariobetrachtung, individuell einstellbarer Varianten (bspw. günstiges Szenario, ungünstigstes Szenario, erwartetes Szenario) werden diese systemseitig simuliert. Im Rahmen von Marktdaten-Shifts besteht zudem die Möglichkeit Auf- und Abschläge auf den Basiszinssatz darzustellen.

Die Berechnung erfolgt über die Transaktion „JBRX“. Neben der Auswertungswährung muss eine im Customizing vordefinierte Auswertungsart angegeben werden. In der Auswertungsart werden u. a. die zu beziehenden Marktdatentypen wie bspw. die Zinskurvenart, Wertpapiervolatilitäten und Devisenkurstypen hinterlegt.

Weiterhin müssen das Auswertungsdatum und der Horizont hinterlegt werden. Hier von hängt ab, ob Marktdaten aus den historischen Tabellen berücksichtigt werden oder ob diese interpretiert und berechnet werden müssen.

Abschließend kann die Bewertung auf verschiedenste Organisationseinheiten eingegrenzt werden, wie bspw. auf Portfolios und Buchungskreise.

Der finale Report zeigt die Barwerte zum Auswertungsdatum an und bietet mit diesem einen optimalen Überblick auf die berechneten Zahlen der Finanzgeschäfte.

Abbildung 4: Barwertanalyse
Abbildung 4: Barwertanalyse

 

Im dargestellten Fall wurde zusätzlich ein Marktdaten-Shift mit einer +10% Verschiebung der Zinskurve simuliert. Die rechte Spalte zeigt dahingegen den realen Wert an. Somit vereint die Barwertanalyse die Risikoanalyse und das Reporting durch ein und dieselbe Transaktion, die das Ergebnis in übersichtlichen Tabellen widerspiegelt.

 

Value at Risk (VaR) und Cashflow at Risk (CfaR) - Kalkulation:

Ein weiterer Bestandteil des MRA ist die Value at Risk (VaR)-Kalkulation. Dieser stellt den potenziellen barwertigen Wertverlust ausgewählter Positionen dar. Die Value at Risk-Auswertung ist eine Weiterführung der Barwertanalyse, in der die Unsicherheiten der zukünftigen Marktentwicklungen berücksichtigt sind. Die VaR-Analyse erlaubt eine Konsolidierung über alle Teilbereiche des Unternehmens, womit das Risiko aus Produkten, Währungen und Organisationseinheiten bspw. zu einem Gesamtrisiko zusammengeführt werden kann. Die Kalkulation erfolgt mithilfe historischer Simulationen, Monte-Carlo-Simulationen oder dem Varianz/Kovarianz-Ansatz.

Der Cashflow at Risk (CfaR) ist ein Risikomaß, das Auskunft über die Höhe der möglichen Ausfälle im Cashflow gibt. Es können nur Finanzgeschäfte mit fixierten Bewegungen, wie z. B. Devisentermingeschäfte in die Rechnung mit einbezogen werden. Die Berechnung der Kennzahlen erfolgt wie die VaR-Kalkulation über die Monte-Carlo-Simulation oder den Varianz/Kovarianz-Ansatz.

Die Barwertanalyse, VaR und CfaR können über Einzelanalysen (JBRX, RMV0 und RMC0) berechnet werden und stehen sofort als Report zur Verfügung. Als gängige Lösung in der Tagesendverarbeitung existiert die Ergebnisdatenbank. Durch im Customizing definierte Einzelsatzverfahren und Endergebnisverfahren, können in der Ergebnisdatenbank gewünschte Kennzahlen berechnet und abgespeichert werden. Im Rahmen der Ausführung der Transaktionen „RAEP1“ und „RAEP2“ werden die Einzelsätze und Endergebnisse berechnet und in der Datenbank gespeichert. Im Analyzer-Informationssystem (Transaktion „AIS_STDREP“) kann anschließend ausgewählt werden, welche Daten explizit in die Reports übernommen werden sollen.

2. Credit Risk Analyzer:

Aus betriebswirtschaftlicher Sicht ist es heutzutage sinnvoll, das Ausfallrisiko von Kontrahenten jederzeit zu messen, zu analysieren und ggf. zu minimieren.

Der SAP Credit Risk Anaylzer ermöglicht die aktive Steuerung von Ausfallrisiken über die Ermittlung von Anrechnungsbeträgen und Vorgabe von Limits. Im Rahmen des SAP CRA wird dabei nur das Adressrisiko betrachtet, welches die Gefahr des Wertverlustes einer Forderung aufgrund von Bonitätsverschlechterung des Geschäftspartners beinhaltet. Die wesentlichen Vorgänge beinhalten die Ermittlung des Anrechnungsbetrages, das Limitmanagement und die Prüfung der Limitinanspruchnahme.

Der Anrechnungsbetrag ist ein Maß für das Ausfallrisiko, welches durch den Abschluss eines Finanzgeschäfts entsteht. Der Anrechnungsbetrag soll sowohl den expected loss, als auch den unexpected loss aus dem Geschäft abbilden. Die Berechnung erfolgt über bestimmte Kombinationen aus Ermittlungsverfahren und Ausfallrisikoregeln. Hierfür greift das System auf Formeln zurück, die bestimmte Basiskennzahlen mit weiteren Parametern (bspw. Ausfallwahrscheinlichkeit) zu den Anrechnungsbeträgen verknüpfen. Als Basiskennzahl kann entweder der Barwert oder Nominalbetrag verwendet werden. Die Ausfallwahrscheinlichkeiten können von externen Partnern in das System importiert werden und sind abhängig vom Rating des jeweiligen Geschäftspartners. Die nachfolgende Grafik zeigt die Pflege der Adressausfallwahrscheinlichkeit in Abhängigkeit zum Rating.

Abbildung 5: Adressausfallwahrscheinlichkeit
Abbildung 5: Adressausfallwahrscheinlichkeit

 

Die Ratingklassen werden von Agenturen, wie Moody’s oder Standard & Poor’s unter mathematisch-statistischen Modellen berechnet.  

Im Limitmanagement können Limitarten nach verschiedenen Limitmerkmalen angelegt werden. Zu den Merkmalen zählen Buchungskreise, Händler, Geschäftspartner und Währungen. Für jede Ausprägung der Merkmale kann eine Limitvorgabe festgelegt werden, gegen die dann bei der Limitprüfung eines Finanzgeschäftes der Anrechnungsbetrag geprüft wird.

Abbildung 6: Limitvorgaben
Abbildung 6: Limitvorgaben

 

Die Prüfung der Geschäfte kann durch die Einzelgeschäftsprüfung oder in der Tagesendverarbeitung erfolgen. Die integrierte Einzelgeschäftsprüfung wird direkt bei der Anlage eines Geschäftes im Transaction Manager durchgeführt. Die Tagesendverarbeitung wird direkt im SAP CRA mit der Transaktion „KLNACHT“ vorgenommen.

Bei der heutigen Marktlage wird es essenziell wichtiger seine Unternehmensrisiken jederzeit im Blick zu haben, um potenzielle Gefahren und Risiken frühzeitig und ausreichend eliminieren zu können. Die SAP Risk Analyzer spielen zukünftig eine immer wichtigere Rolle für das Corporate Finance und das Management eines jeden Unternehmens

Simon Celler, EXPERT für Risk Management

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3. BDF LPC

Um den Bereich des Liquiditätsrisiko abdecken zu können, hat BDF das LPC (BDF Liquidity Planning Cockpit) entwickelt.

Durch die tiefe Integration in die SAP Module entlang der Financial Supply Chain, werden alle Daten transparent an einem Ort verwaltet. Somit ist eine Fokussierung auf die Liquiditätsplanung möglich, ohne sich um die Korrektheit und die Beschaffung der Daten kümmern zu müssen. Gleichzeitig werden die Ergebnisse der Liquiditätsplanung direkt übernommen und für die Cash-Disposition zur Verfügung gestellt. Die direkte Integration ins SAP-Exposure Management ermöglicht das gezielte Management von Fremdwährungseffekten. Basierend auf den strategischen Liquiditätsplanungsvorgaben können verschiedene Firmenstrukturen im System hinterlegt werden, für die getrennt oder auch gemeinschaftlich eine Planung erstellt wird. Durch den Liquiditätsmonitor können entsprechende Zulieferungen bzw. der aktuelle Erfassungsstand überprüft und zentral überwacht werden. Die Liquiditätsstruktur kann kundenindividuell definiert werden, so dass jedes Geschäftsmodell über das BDF LPC abgebildet werden kann. Die Planung kann pro Buchungskreis, Zeithorizont, Organisations-ID und Planungseinheit erstellt und ausgewertet werden. Individuelle Auswertungen sind damit problemlos möglich.

 

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