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THE DIGITAL EXPERTS

30.05.2022

Konfigurationsmanagement

im Maschinen- und Anlagenbau

Projekte im Maschinen- und Anlagenbau stehen in der heutigen Zeit immer mehr unter Termin- und Budgetdruck. Die Globalisierung in den Unternehmen bringt viele Vorteile, aber auch einige Herausforderungen. Durch die globale Zusammenarbeit und global agierenden Projektteams müssen die aktuellsten Daten jederzeit zugänglich sein, um wirtschaftlich arbeiten zu können. Ein gut funktionierendes Konfigurationsmanagement ist aus heutiger Sicht daher bereits bei kleinen und vermeintlich unscheinbaren Projekten kaum mehr wegzudenken.

Doch was ist eine Konfiguration, welche Vorteile bringt Ihnen ein funktionierendes Konfigurationsmanagement und wie können Sie dieses mithilfe von SAP optimieren?

Was ist eine Konfiguration?

Der Begriff Konfiguration stellt eine Momentaufnahme eines Produktes zu einem bestimmten Zeitpunkt dar. Dabei schließt diese Aufnahme alle relevanten Entwicklungsartefakte zu dem vorliegenden Entwicklungsstand ein. Entwicklungsartefakte definieren das Produkt in seine Gesamtheit und helfen dabei, dieses zu jedem Zeitpunkt genauso reproduzieren zu können, wie es die Momentaufnahme festgehalten hat. Je nach Produkt können diese Artefakte, Werkzeuge zur oder für die Konstruktion, Datensätze oder aber Software bzw. das Produkt selbst sein.

Um in komplexen Projekten jederzeit den Überblick zu behalten und die oftmals engen Kosten- und Terminpläne nicht zu verfehlen, ist ein funktionierendes Konfigurationsmanagement im Maschinen- und Anlagenbau unverzichtbar.

Tom Tetzlaff, Consultant BDF EXPERTS

Tom_Jackett

Welche Vorteile bringt ein erfolgreiches Konfigurationsmanagement mit sich?

Das Konfigurationsmanagement beschreibt eine Disziplin, die einen Grundstein der Managementprozesse darstellt und sich mit der Herstellung und dem Erhalt einer Übereinstimmung eines Produktes befasst. Dieser Prozess ist Bestandteil des gesamten Produktlebenszyklus. Ein funktionierendes Konfigurationsmanagement soll dabei unterstützen, auch komplexe Produktentwicklungen jederzeit perfekt zu beher­rschen. Um Abläufe und Prozesse regulierbar zu gestalten, ist es zwingend erforderlich, Strukturen zur Ablage von Dokumenten anzulegen. In diese Strukturen können dann wichtige Entwicklungsergebnisse abgelegt werden und über ein gut strukturiertes Versionsmanagement verwaltet bzw. bearbeitet werden. Der Vorteil, der sich daraus ergibt, ist nicht nur, dass frühere Konfigurationen jederzeit ohne großen Aufwand wiederhergestellt werden können, auch sind Änderungen am Produkt jederzeit nachvollziehbar und vollständig dokumentiert. Das spar Kosten und Zeit im Projektentstehungsprozess und hilft, die Projektziele bestmöglich zu erreichen.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass ein funktionierendes Konfigurationsmanagement integraler Bestandteil im Produktlebenszyklus ist. Der Anwender hat die volle Kontrolle über die Produktdefinition und das über den gesamten Lebenszyklus seines Produkts.

Konfigurationsmanagement durch Zuhilfenahme der iPPE-Struktur im SAP PPG

Der Kernprozess im Konfigurationsmanagement ist eine strukturierte Dateien- und Dokumentenablage in Kombination mit einem funktionierenden Versionsmanagement. Die iPPE-Struktur (iPPE = Integriertes Produkt- und Prozess-Engineering) im SAP Product and Process Governance (kurz SAP PPG) bietet die Möglichkeit, sämtliche Daten des Produktlebenszyklus strukturiert zu sammeln bzw. bereitzustellen. Die funktionale Möglichkeit der Dokumentenplanung und des Progresstrackings bringen weitere Benefits für ein vollfunktionierendes Konfigurationsmanagement.

Wie könnte dieser Prozess nun an einem konkreten Beispiel aussehen?  

Nehmen wir an, Sie betreiben eine große Anzahl an Zügen. In diesem Fall haben Sie natürlich nicht nur Züge von einem Typ und einer Variante, sondern eine hohes Spektrum an Variationen in der Flotte. Kommen jetzt auch noch verschiedene Hersteller dazu, wird es gänzlich unübersichtlich. Aus Regressansprüchen und Vorgaben der Europäischen Regierung (4. Eisenbahngesetz) sind Sie jedoch verpflichtet, jederzeit eindeutig nachweisen zu können, in welcher „Konfiguration“ ein bestimmter Zug betrieben wird.

Der Hersteller des Zuges bildet die Fahrzeugtypen-soll-Struktur ab, diese Konfiguration beinhaltet alle verbauten Teile beziehungsweise alle vorgesehenen Alternativen (bspw. Second Source). Bei der Auslieferung wird Ihnen als Betreiber die Fahrzeugtypen-soll-Struktur übergeben, aus dieser erzeugen Sie für den ausgelieferten Zug die Fahrzeug-soll- und die Fahrzeug-ist-Struktur. Die Fahrzeug-soll-Struktur beschreibt die aktuell gültige Konfiguration für genau diesen Zug. Die Fahrzeug-ist-Struktur, als dritte Struktur in diesem Beispiel, zeigt die tatsächlichen serialisierten und nachverfolgungsrelevante Bauteile eines Zuges. Fahrzeug-soll-struktur und Fahrzeug-ist-Struktur bilden ein Duo und können sich bei gleichen Fahrzeugtypen von Zug zu Zug unterscheiden (s. Abbildung 2). Wird in unserm Beispiel ein Bauteilfehler beim Hersteller oder Zulieferer bekannt und Ihre Flotte muss schrittweise überholt bzw. gewartet werden, so erfährt jeder Zug nach und nach eine Anpassung in der Fahrzeug­-ist-Struktur. Die Fahrzeug-soll-Struktur liegt zu diesem Zeitpunkt in zwei verschiedenen Zuständen im System bereit, eine Version vor und eine Version nach erfolgreichen Serviceprozess. So kann jederzeit, auch bei einer unplanmäßigen verhältnismäßig kurzen Wartung, ein Verschleißteilwechsel gegen die richtige Fahrzeugstruktur geprüft werden.

SAP Product and Process Governance

Mithilfe des PPG´s schaffen wir die Möglichkeit, ein voll funktionsfähiges Konfigurationsmanagement, selbst für einen so komplizierten Prozess wie im oben genannten Beispiel, problemlos darzustellen.