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THE DIGITAL EXPERTS

28.11.2022

Migrationsansätze und Stammdaten

im Umfeld der Arbeitsvorbereitung in S/4HANA

Die Datenmigration ist einer der wichtigsten und wohl auch einer der schwierigsten Aspekte einer SAP-Implementierung: eine schlecht durchdachte Strategie und schlecht geplante Migrationsphasen können das gesamte Projekt gefährden.

Obwohl die Datenmigration Teil des Implementierungsplans (Cut-over-Plan) ist, wird ihre Bedeutung häufig unterschätzt und der gesamte Prozess als einfache administrative Aufgabe angesehen, bei der Daten von einem System in ein anderes übertragen werden. Ein gut formulierter Migrationsplan mit klar geplanten Meilensteinen und Zeitvorgaben sowie ausreichenden Ressourcen für die Umsetzung gewährleistet einen rechtzeitigen Projektabschluss, minimiert Risiken im Zusammenhang mit möglichen erzwungenen Projektverlängerungen, gewährleistet eine qualitativ hochwertige Umsetzung der Projektaktivitäten und mildert Risiken, sobald das Projekt im Produktionssystem eingeführt ist.

Ansätze für die Migration auf SAP S/4HANA

Die Datenmigration gilt als einer der wichtigsten Schritte in einem Projekt zur Einführung eines neuen Informationssystems. Die Qualität der Stammdaten, die rechtzeitige Aufbereitung und die Migration in das Zielsystem sind entscheidende Faktoren für einen reibungslosen und fehlerfreien Betrieb von Geschäftsanwendungen und -prozessen. Unabhängig von der gewählten Migrationsstrategie und der organisatorischen Struktur des Migrationsteams sind Datenexport, -transformation, -migration und -validierung ein wichtiger Bestandteil des Gesamtplans für die Migration auf die zu implementierende SAP-Lösung.

Alex Piatkov – Consultant SCM, BDF EXPERTS

Alex_Jackett

Für die Migration auf SAP S/4HANA stehen drei Optionen zur Verfügung:

  1. Systemumstellung (sog. Brownfield Ansatz);
    Es werden so viele Einstellungen wie möglich aus dem bestehenden ERP-System in das neue SAP S/4HANA System übernommen.

  2. Neue Implementierung (sog. Greenfield Ansatz);
    Es werden nur die relevanten Daten übernommen. Diese werden, wenn sinnvoll, angereichert (Duplikate eliminieren, nicht mehr relevante Daten archivieren, wichtige Felder nachpflegen).

  3. Selektive Migration von Daten nach SAP S/4HANA (Colourfield Ansatz);
    Die Grundidee des selektiven Datenmigrationsansatzes besteht darin, die neue SAP S/4HANA-Lösung auf der bestehenden ERP-Lösung zu betreiben, jedoch mit mehr Flexibilität für Änderungen als bei einer Systemkonvertierung (Brownfield-Ansatz).

Datenarchitektur und Datentypen

Betrachtet man die Unternehmensarchitektur, so besteht sie in der Regel aus vier Schichten:

  1. technische Architektur,
  2. Anwendungsarchitektur,
  3. Datenarchitektur
  4. Unternehmensarchitektur.

Wenn wir über den Migrationsprozess sprechen, sprechen wir über die Datenarchitektur. Die Datenarchitektur besteht im Allgemeinen aus zwei Teilen: Den Datenbanktabellen und der Beziehung zwischen den Datenbanktabellen. Es gibt 4 Arten von Daten: 

  1. Stammdaten,
  2. variable Daten (Stamm- und Bewegungsdaten)
  3. Organisationsstrukturen
  4. Datenverzeichnisse

Die Stammdaten werden im Gegensatz zu den Bewegungsdaten nur selten im System geändert. Die Organisationsstruktur bezieht sich auf alle verschiedenen Organisationsebenen, die im System vorhanden sind (z.B. Werke, Lager, Bilanzierungseinheiten). Datenverzeichnisse enthalten Informationen über die in der Datenbank befindlichen Objekte und Datensätze bzw. über deren Zusammenhang zu anderen Daten und Objekten.  

Ein klassischer Datenmigrationsprozess

Bei der Einführung von SAP S/4HANA wird in der Regel davon ausgegangen, dass das neue System mit Daten aus einem bestehenden, operativ genutzten System gefüllt wird, d.h. die Einführung des neuen Systems bedeutet im Wesentlichen die Ablösung des alten (Legacy) Systems. Die Datenmigration aus dem Altsystem ermöglicht die Migration relevanter Geschäftsdaten aus dem Legacy-System in die entsprechenden SAP S/4HANA-Module. Der Migrationsprozess umfasst die folgenden Schritte:

  • Datenextraktion aus dem Legacy-System;
  • Die Validierung der extrahierten Daten;
  • Umwandlung (Transformation) der Daten in ein für das Hochladen in SAP geeignetes Format; 
  • Die Validierung der transformierten Daten;
  • Hochladen von Daten in SAP;
  • Überprüfung der hochgeladenen Daten.

Analyse der Anforderungen und eine Liste der Migrationsobjekte

Nach der Anforderungsanalyse und auf der Grundlage von den Ergebnissen wird die eigentliche Liste derjenigen Migrationsobjekte erstellt, die in das Zielsystem migriert werden. Die Liste der Migrationsobjekte umfasst Objekte mit Modulen, Datentypen und anderen Informationen, die zunächst in das Testzielsystem und dann in das Produktionszielsystem migriert werden. Die Migrationsobjektliste enthält unter anderem Informationen darüber, wie viele Daten für jedes der Objekte erwartet werden, z.B.:

  • die Nummer im Cut-over-Plan,
  • das Zielsystem,
  • den Migrationsstatus,
  • die Migrationsmethode, 
  • das geplante Migrationsdatum,
  • die zugehörigen Daten in der Objektmigrationsspezifikation,
  • die für das Entladen der Daten aus dem Quellsystem und die für die Migration der Daten in das Zielsystem verantwortliche Person
  • … 

Außerdem müssen ETL-Tools (Extract, Transform, Load) für die Datenextraktion, -transformation und -ladung definiert werden. Die Art und Weise, wie Daten extrahiert und transformiert werden, hängt von der Quelle ab, aber in der Regel werden LSMW-basierte Lösungen (Direct Input, BAPI, IDoc und Batch Input), LTMC (in früheren Releases) und die Fiori-basierte Anwendung „Data Migration Cockpit“ zum Laden der Daten verwendet.

Abbildung 1: Der ETL-Prozess
Abbildung 1: Der ETL-Prozess

Ein Praxisbeispiel: „Migration von Arbeitsplänen aus einem Legacy-System zu SAP S/4HANA inkl. Stammdatenharmonisierung im SAP PPG“

Ursprung der Daten ist das Legacy-Altsystem. Die Daten werden über das Fiori-App DMC („Data Migration Cockpit“) importiert.

  1. Die Daten aus dem Legacy System werden exportiert und in Excel zur Weiterverarbeitung bereitgestellt
    1. Prüfung der exportieren Stammdaten im Excel

  2. Aufbereitung der exportierten Rohdaten aus dem Legacy-System
    1. Bei der Weiterverarbeitung der Rohdaten aus dem Legacy-System werden die Vorgänge und die Werte (Basismenge, Personenzeit, Maschinenzeit etc.) nach aktuellem Migrationskonzept hergeleitet

  3.  DMC - SAP S/4HANA Data Migration Cockpit
    1. Aufbau des Ladetemplate und folgend Import ins SAP

  4. Anschließend, wenn die Arbeitspläne migriert sind, erfolgt die Zuordnung von Arbeitsplänen (Plangruppen) zu Produktstrukturknoten/ -stufen

  5. Für die Produktstruktur wird im SAP PPG durch die entsprechende Funktion eine Stückliste ausgeleitet

  6. Aus dem SAP PPG heraus wird eine Fertigungsversion angelegt. Das SAP PPG prüft beim Anlegen der Fertigungsversion, ob eine Plangruppe und eine Stückliste vorhanden sind und setzt am Ende beide Prüfstatus auf „Grün“.
    1. Die Fertigungsversion ist nur dann gültig, wenn ein Arbeitsplan und eine Stückliste vorhanden sind.