27.02.2025
Gastbeitrag: Eine neue Lösung für Engineer-to-Order-Fertigung
Gastbeitrag von Thomas Haemmerle, Senior Manager – SAP - Advisory bei KPMG
Die Herausforderung
SAP S/4HANA als ERP-System hat seine Stärken in der Produktionsplanung und -ausführung für Make-to-Order (MTO)-Prozesse bereits mehrfach unter Beweis gestellt, da es eine sofortige Integration zwischen Vertrieb, Produktionsplanung und Materialwirtschaft ermöglicht. Doch was passiert, wenn das Produktionsteil aufgrund der Komplexität und Spezifität der Kundenanforderungen umfangreiche Konstruktions- und Engineering-Aktivitäten und Zusammenarbeit erfordert?
Wie kann dies in S/4HANA integriert verwaltet werden, insbesondere in komplexen Branchen, wie z.B. bei Herstellern von elektronischen Bauteilen für die Halbleiterindustrie, von Anlagen für die Chemie- und Öl- und Gasindustrie, von nationaler Eisenbahninfrastruktur oder von ausgedehnten Kühl-/Heizsystemen?
In all diesen Branchen hat KPMG seine KPMG Powered-Methode eingesetzt, um die Phasen Vision, Validierung (Design) und Konstruktion bei S/4HANA-Transformationen zu beschleunigen, und hat SAPs "Geheimwaffe" für das Management von Design- und Engineering-Herausforderungen in Engineer-to-Order- (ETO) und Configure-to-Order- (CTO) Umgebungen entweder implementiert oder positioniert: Product & Process Governance by BDF (PPG).
Mit einem System, das es Ihnen ermöglicht, technische Projekte über ihren gesamten Lebenszyklus hinweg zu verwalten, haben Sie die durchgängige Kontrolle über die Prozesse, die Sie auf dem Markt einzigartig machen, und Sie haben die Möglichkeit, Verbesserungsmöglichkeiten und Kosteneinsparungen zu ermitteln.
Die Lösung
PPG ist ein einzigartiges Lösungsangebot von SAP und BDF Experts, das die frühe Produktentwicklungs- und Konstruktionsphase komplexer Produkte oder Anlagen mit den nachfolgenden Phasen der Auftragsverwaltung, der Fertigung, der Logistik und des Service integriert und mit externen Konstruktionssystemen (CAD, PDM, PLM) verbunden werden kann, so dass Sie die Kosten und Erträge eines Konstruktionsprojekts während seines gesamten Lebenszyklus verfolgen können.
Es ist eine leistungsfähige Lösung für die Verwaltung aller zugehörigen Stammdaten, die die Generierung von technischen Strukturen und Stücklisten ohne zusätzliche Stammdaten in SAP unterstützt und die anschließende nahtlose Generierung der Fertigungsstückliste und der Servicestückliste bis hin zum Digitalen Zwilling als Standortstruktur für die Instandhaltung einer neu gebauten Anlage ermöglicht.
Die PPG-Lösung ist eng mit den SAP-Projektsystemen (PSP-Elemente und Netzplanvorgänge) für das Projektmanagement und die Kostenkontrolle sowie für die Verfolgung der unternehmensübergreifenden Design- und Engineering-Zusammenarbeit integriert und mit den SAP-Modulen für Beschaffung, Fertigung und Logistik für die Verwaltung und Ausführung der damit verbundenen Waren- und Werteflüsse verbunden.
Auftragsneutrale oder auftragsbasierte Strukturen werden bereits in der Engineering-Phase gepflegt, ohne dass Materialstämme oder Technische Plätze in SAP gepflegt werden müssen, was den Aufwand für die Datenverwaltung drastisch reduziert. Diese Strukturen werden dann für kundenspezifische Anpassungen (Configure-to-Order CTO) und die logistische Integration (Transportmanagement und Versand) in den Kundenauftrag übernommen.
Der Übergang von der Konstruktionsstückliste (EBOM), die bei der Entwicklung neuer Produkte und Funktionen erstellt wird, über die fertigungsgerechte Materialstückliste (MBOM) bis hin zur kundenspezifischen Leistungsstückliste (SBOM) und dem damit verbundenen Stammdatenmanagement ist nahtlos integriert.
Die virtuelle Produktkalkulation kann bereits in der Entwurfsphase durchgeführt werden, und die Kosten werden unternehmensübergreifend erfasst, um den Überblick über die globale Zusammenarbeit zu behalten.
Die Modellierung von Produkt- und Konfigurationsregeln und Abhängigkeiten wird im Knowledge Center verwaltet, und die in der Entwurfs- und Konstruktionsphase erstellten Dokumente sind bei allen Projekt- und Fertigungsaktivitäten zugänglich.
PPG verbindet sich auch mit externen CAx-, PDM- und PLM-Systemen über APIs und asynchron mit XML-Dateien und unterstützt so einen durchgängigen, vollständig integrierten ETO-Prozess, von der Anfrage und dem Angebot über die Konstruktion, das Engineering, die Beschaffung und die Fertigung bis hin zu Vertrieb, Versand und Rechnungsstellung und zum Projektabschluss.
Schauen wir uns die Lösungskomponenten von PPG genauer an:
PPG-Lösungskomponenten Highlights
Strukturmanagement & Konfiguration
Modulbibliotheken unterstützen die effiziente Entwicklung und Verwaltung von auftragsneutralen oder auftragsbezogenen Produktstrukturen. Die Produktstrukturen können ohne SAP-Materialnummern mit unterschiedlichen Strukturierungsansätzen, wie z.B. funktional, modular, logistisch, etc. aufgebaut werden. Verschiedene Konfigurationsfälle können in der PPG-Struktur abgebildet werden, und regelbasierte Konfiguration kann auf allen Ebenen der Struktur, von oben nach unten oder von unten nach oben, durchgeführt werden, wobei die Strukturkonfiguration im TOS die Fälle CTO, CTO+ und ETO unterstützt.
Fortschrittsverfolgung
Die Fortschrittsverfolgung ist in jeder Projektphase auf der untersten Ebene für die Feinplanung verfügbar. Basierend auf dem Gesamtterminplan mit Meilensteinterminen werden die Produktions- und Beschaffungsprozesse mit PSP-Elementen und Netzplanvorgängen geplant.
Virtuelle Materialien und technische Objekte
Virtuelle Materialien ermöglichen die ganzheitliche Planung von Produktstrukturen, ggf. auch in modularer Form. In diesen Strukturen sind die Anlege-, Konfigurations- und Generierungsregeln für die benötigten Umfeldobjekte eines Materialstamms in SAP hinterlegt.
Virtuelle technische Objekte unterstützen die Planung und anschließende automatisierte Generierung von Daten für den Anlagenbetrieb bzw. das Operational Lifecycle Management. Die Entwicklung eines digitalen Zwillings für den späteren Anlagenbetrieb besteht aus mehreren wesentlichen Komponenten für Betriebsservice, Kundendokumentation und Ersatzteillisten unter Verwendung virtueller Technischer Plätze und virtueller Geräte.
Über Schnittstellen zu CAx-, PDM- und PLM-Systemen können Daten aus Nicht-SAP-Systemen übernommen werden.
Virtuelle Produktkalkulation
Kalkulationen auf Basis der Produktstruktur in der frühen Entwicklungsphase eines Produktes, von Fertigungsanlagen oder eines ganzen Werkes unterstützen Kalkulationen, bevor Materialstämme und Materialstücklisten in SAP angelegt sind und können über eine SAP-Standardproduktkalkulation mit oder ohne Mengengerüst ermittelt werden.
Wissensmanagement
Die Modellierung von Produkt- und Konfigurationswissen wird durch das Knowledge Center in PPG unterstützt. Die Ergebnisse können direkt in der SAP-Variantenkonfiguration verwendet oder externen Konfiguratoren zur Verfügung gestellt werden. Mit Merkmalsräumen können dieselben Merkmale in unterschiedlichen Kontexten verwendet werden, was die Anzahl der benötigten Merkmale deutlich reduziert.
Bereitstellung von Dienstdaten
Die Planungsdaten aus PPG können zum Aufbau eines digitalen Zwillings für den späteren Betrieb der Anlage genutzt werden und werden mit Daten aus operativen ERP-Prozessen ergänzt. Ausgehend von der technischen Struktur und ihren Funktionselementen können die Technische Platzstruktur und die zugehörigen Ausrüstungsgegenstände für einen gesamten Anlagenkomplex generiert werden.
Integration mit Projekten, Fertigung, Beschaffung, Vertrieb und Logistik
PPG ist eng mit den anderen S/4HANA-Modulen integriert, die die Entwicklungs-, Konstruktions- und Prototypenfertigungsprozesse unterstützen: Projektsysteme (PS), Produktionsplanung (PP), Beschaffung (MM), Vertrieb (SD) und Logistik (LE).
Die PS-Integration steht im Mittelpunkt eines ETO-Prozesses, einer auftragsorientierten Konstruktion oder komplexer Entwicklungsprojekte. Die PPG TOS (Technical Order Structure) definiert global den zu erstellenden Liefer- und Leistungsumfang (Dokumente, Material, Dienstleistungen). Diese Inhalte können dann projektübergreifend in den jeweiligen Lieferorganisationen bearbeitet werden. Die Integration der TOS-Positionen in PSP-Element- und Netzstrukturen erfolgt regelbasiert und automatisiert.
Integration mit externen Systemen (CAD, PLM)
PPG unterstützt verschiedene Methoden zur Anbindung externer Systeme. Die Kommunikation mit PLM-Systemen wird über die SAP PLM-Schnittstelle oder PPG-Services (APIs, WebServices, XML) ermöglicht und die Integration des SAP Engineering Control Centers (ECTR) mit PPG kann zur direkten Integration von CAx-Systemen genutzt werden. Bei der synchronen Integration kommunizieren die Systeme in Echtzeit und mit direkter Rückmeldung über PPG-APIs, die aus dem Quellsystem aufgerufen werden. Bei der asynchronen Integration werden XML-Dateien aus externen Systemen von PPG gelesen und interpretiert.
BDF und KPMG - perfektes Zusammenspiel
Wir freuen uns, gemeinsam mit KPMG die SAP Product & Process Governance (PPG) Lösung anzubieten, die Engineer-to-Order-Prozesse effizient integriert. Durch die enge Zusammenarbeit mit KPMG können wir Kunden helfen, ihre Design- und Engineering-Prozesse zu optimieren und die Zusammenarbeit über verschiedene Systeme hinweg zu stärken. Wir unterstützen Unternehmen dabei, ihre einzigartigen Prozesse zu meistern und durchgängige Kontrolle über den gesamten Lebenszyklus ihrer Projekte zu gewinnen. Kontaktieren Sie uns, um mehr über die Möglichkeiten von PPG zu erfahren und wie es Ihre Geschäftsprozesse transformieren kann.
SAP Product and Process Governance
Hochindividuelle Produkte kosteneffizient herstellen und anbieten mit SAP PPG.
